Fette Lügen

Mitte Juli 2023 veröffentlichte ein gewisser Dr. Simon Goddek[1] auf Twitter eine bemerkenswerte Aussage[2]:

„… Dämonisierung der gesättigten Fette. Seit den 60er Jahren wurde behauptet, dass gesättigte Fette Herzinfarkte verursachen.

Obwohl wir uns seit Tausenden von Jahren von Schmalz und Butter ernähren, wurden diese guten Fette durch entzündliche Omega-6-Fettsäuren ersetzt. „Vertraut der Wissenschaft“, hieß es!“

Diese Aussage wurde begleitet von einer Grafik:

luegen ueber fette

Die Grafik zeigt, dass der Verbrauch von Butter und Schmalz drastisch zurückgegangen ist. Margarine und Shortening dagegen scheinen Butter und Schmalz ersetzt zu haben.

Unter Shortening versteht man im allgemeinen gehärtetes Pflanzenfett, deren Fette aus Pflanzen gewonnen werden. Diese Fette sind als Pflanzenöle bei Raumtemperatur flüssig, während gesättigte Fette in der Regel bei Raumtemperatur fest sind, siehe Butter.

Ein Teil dieser Pflanzenfette/Pflanzenöle enthält hohe Mengen an Omega-6-Fettsäuren, die einen entzündungsfördernden Charakter besitzen und daher für die Entstehung von Arteriosklerose mit entscheidend sein können.

Obwohl es sich bei diesen Omega-6-Fettsäuren um ungesättigte Fettsäuren handelt, ist eine zu hohe Zufuhr über die Nahrung, wie dies mit der modernen Ernährung der Fall ist, gesundheitlich kontraproduktiv.

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Ein weiterer Nachteil der gehärteten Pflanzenfette sind die dabei entstehenden Trans-Fettsäuren:

Margarine ist eine Hauptquelle von Trans-Fettsäuren, die ähnlich wie die Omega-6-Fettsäuren entzündungsfördernden Charakter haben und damit das Risiko für Arteriosklerose, Schlaganfall und Herzinfarkt erhöhen.

Demgegenüber stehen die „bösen“ gesättigten Fette:

In diesem Beitrag werden einige Studien zitiert und besprochen, die der üblichen Unterstellung, dass gesättigte Fette negative kardiovaskuläre Konsequenzen mit sich brächten, widersprechen. Ein besonders „krasser“ Fall einer Studie ist die „ Re-evaluation of the traditional diet-heart hypothesis: analysis of recovered data from Minnesota Coronary Experiment (1968-73)“[3].

Krass deshalb, weil die Ergebnisse der Studie verheimlicht wurden. Die Studie wurde von 1968-1973 als randomisierte, doppelblinde, kontrollierte Studie mit über 9000 Teilnehmern durchgeführt. Die Ergebnisse wurden 2016 „wieder entdeckt“ und von einem anderen Autorenteam veröffentlicht.

Die Studie zeigte, dass die Gruppe, die ungesättigte Fettsäuren erhalten hatte, um den Cholesterinspiegel zu senken, ein deutlich erhöhtes Mortalitätsrisiko im Vergleich zur Vergleichsgruppe hatte.

Die Demontage eines Mythos?

Im Februar 2020 erschien auf „Healthline“[4] ein interessanter Beitrag zu fünf Studien über gesättigte Fettsäuren, die einen Mythos zu Grabe tragen sollten. Der Beitrag wurde im Juni 2023 noch einmal überarbeitet veröffentlicht.

Die entsprechenden Links zu den Studien sind im Beitrag enthalten. Hier kurz die Ergebnisse der fünf Studien:

Studie 1

Die Studie zeigte, dass eine Verringerung des Gesamtverzehrs an gesättigten Fettsäuren das Risiko kardiovaskulärer Ereignisse um etwa 17 % senken kann, aber keine Auswirkungen auf das Risiko hat, an einer Herzerkrankung oder anderen Ursachen zu sterben.

Insbesondere führte der Ersatz eines Teils der gesättigten Fette durch mehrfach ungesättigte Fette in der Ernährung zu einem um 21 % geringeren Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse, während der Ersatz gesättigter Fette durch Kohlenhydrate mit einem um 16 % geringeren Risiko verbunden war.

Schlussfolgerung: Menschen, die ihre Aufnahme gesättigter Fette reduzierten, hatten ein ebenso hohes Risiko, an Herzkrankheiten und anderen Ursachen zu sterben wie diejenigen, die mehr gesättigte Fette zu sich nahmen.

Ein teilweiser Ersatz gesättigter Fette durch mehrfach ungesättigte Fette oder nährstoffreiche Kohlenhydrate, wie z. B. Vollkornprodukte, kann jedoch für die Herzgesundheit und die Prävention von Krankheiten von Vorteil sein.

Mein Fazit: Ungesättigte Fettsäuren sind nur dann von Vorteil, wenn sichergestellt ist, dass sie nicht vorzeitig oxidieren, was nur durch einen hohen Anteil an Antioxidantien gewährleistet werden kann.

Studie 2

Die Gesamtaufnahme gesättigter Fettsäuren wurde nicht mit einem höheren Risiko für Herzkrankheiten in Verbindung gebracht. Bestimmte Lebensmittel mit hohem Gehalt an gesättigten Fettsäuren hatten jedoch unterschiedliche Auswirkungen auf das Risiko von Herzerkrankungen.

So war beispielsweise jede Erhöhung der Gesamtenergiezufuhr um 1 % durch Joghurt oder Käse mit einem um 7 % bzw. 2 % niedrigeren Risiko für Herzerkrankungen verbunden. Umgekehrt wurde ein erhöhter Verzehr von rotem Fleisch und Butter mit einem um 7 % bzw. 2 % höheren Risiko für Herzkrankheiten in Verbindung gebracht.

Schlussfolgerung: Obwohl die Gesamtaufnahme von gesättigten Fettsäuren keinen Einfluss auf das Risiko von Herzerkrankungen hat, können sich bestimmte Lebensmittel mit hohem Gehalt an gesättigten Fettsäuren unterschiedlich auf die Herzgesundheit auswirken.

Aus diesem Grund weisen die Forscher darauf hin, dass es wichtig ist, die Gesamtzusammensetzung von Lebensmitteln zu berücksichtigen, anstatt sich nur auf die einzelnen Nährstoffe zu konzentrieren, die sie enthalten.

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Studie 3

Höhere Blutspiegel von Pentadecansäure und Heptadecansäure waren mit einem geringeren Risiko für Herzkrankheiten, nicht aber für den Tod verbunden. Der Blutspiegel von trans-Palmitoleinsäure wurde nicht mit dem Risiko von Herzkrankheiten oder Tod in Verbindung gebracht.

Schlussfolgerung: Der Verzehr größerer Mengen gesättigter Fettsäuren aus Milchprodukten kann mit einem geringeren Risiko für Herzkrankheiten verbunden sein.

Es sind jedoch weitere Studien erforderlich, da die Forscher anmerken, dass die in dieser Studie verwendeten Biomarker nicht zwischen bestimmten Arten von Milchprodukten unterschieden, die sich jeweils unterschiedlich auf das Risiko von Herzkrankheiten auswirken könnten.

Studie 4

In der Studie wurde kein Zusammenhang zwischen der Gesamtaufnahme gesättigter Fettsäuren oder dem Verzehr bestimmter gesättigter Fettsäuren – wie Myristinsäure, Laurinsäure, Palmitinsäure und Stearinsäure – und dem Risiko von Herzerkrankungen festgestellt.

Die Studie ergab auch, dass der Ersatz von gesättigten Fetten durch andere Makronährstoffe in der Ernährung keine Auswirkungen auf das Risiko von Herzkrankheiten hatte.

Schlussfolgerung: Die Aufnahme von gesättigten Fetten wurde nicht mit einem höheren Risiko für Herzkrankheiten in Verbindung gebracht.

Darüber hinaus fanden die Forscher keinen Nutzen für den Verzehr anderer Makronährstoffe anstelle von gesättigten Fetten, was darauf hindeutet, dass eine fettarme Ernährung zur Vorbeugung von Herzkrankheiten möglicherweise nicht notwendig ist.

Studie 5

Ein erhöhter Verzehr von gesättigten Fettsäuren wurde nicht mit einem höheren Risiko für Herzkrankheiten oder Tod in Verbindung gebracht und war mit niedrigeren Raten von Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes und hohem Blutdruck verbunden.

Darüber hinaus war eine moderate Kohlenhydratzufuhr (41-43 % der täglichen Gesamtkalorienzufuhr) mit dem geringsten Risiko für Herzerkrankungen verbunden, hatte aber keine Auswirkungen auf das Sterberisiko.

Schlussfolgerung: Bei Frauen erhöht der Verzehr von gesättigten Fettsäuren nicht das Risiko von Herzkrankheiten oder Tod und kann mit einem geringeren Risiko für andere Erkrankungen, einschließlich Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes und Bluthochdruck, verbunden sein.

Abschließende Beurteilung:

  • Eine Verringerung des Verzehrs gesättigter Fette hat keine Auswirkungen auf das Risiko von Herzerkrankungen oder Tod.
  • Gesättigte Fette aus bestimmten Nahrungsquellen können sich unterschiedlich auf das Risiko von Herzkrankheiten auswirken.
  • Der Ersatz gesättigter Fettsäuren durch mehrfach ungesättigte Fettsäuren kann das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse verringern, die Ergebnisse sind jedoch uneinheitlich.

Noch ein paar Studien

2016 erschien im BMJ eine Arbeit, die den Zusammenhang zwischen LDL und Mortalität in der älteren Bevölkerung über eine Metaanalyse untersuchte.[5]

Insgesamt wurden 19 Studien mit über 68.000 Teilnehmern analysiert. Die Analyse zeigte, dass es eine inverse Assoziation zwischen Sterblichkeit und LDL-Cholesterin zu geben scheint. Oder mit anderen Worten: Je höher das LDL, desto geringer die Sterblichkeit.

Die Autoren schreiben, dass dieser Befund sich nicht mit der Cholesterin-Hypothese deckt, wo insbesondere das LDL Auslöser für Atherosklerose sein soll.

Wieder das „British Medical Journal“ mit einer Arbeit von 2020.[6]

Auch hier handelt es sich um das LDL und den Zusammenhang mit Mortalität, diesmal in Dänemark. Die Autoren kommen zu dem Schluss, das in der Allgemeinbevölkerung hohe und geringe Werte von LDL mit einem erhöhten Risiko von Mortalität verbunden sind. Das geringste Risiko für die Mortalität lag bei einer Konzentration von 3,6 Millimol pro Liter (140 mg/Deziliter).

Im Jahr 2021 erschien eine chinesische Studie, die den Zusammenhang zwischen Cholesterin-Zufuhr und Gesamtsterblichkeit untersuchte.[7]

Auch diese Autoren sahen eine erhöhte Mortalität bei zu hoher und zu geringer Cholesterin-Zufuhr. Nach ihren Aussagen stellte sich der Zusammenhang in Form einer U-förmigen Kurve dar, bei der die geringste Mortalität bei einer Zufuhr von 328 mg pro Tag zu verzeichnen war.

Fazit

Die wissenschaftliche Literatur, als auch die populärwissenschaftliche Literatur, erzeugt immer mehr ernst zu nehmende Hinweise dafür, dass die eingangs zitierte Behauptung von Dr. Goddek zur Dämonisierung von gesättigten Fettsäuren durchaus der Realität entspricht.

Dafür spricht auch die Tatsache, dass trotz der üblichen „medizinischen Durchbrüche“ die Sterblichkeit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen immer noch Nummer 1 in der Sterbestatistik ist.

Und Nummer 3 dieser Statistik ist die Schulmedizin, die diesen Mythos veranstaltet:

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Quellen:

Dieser Beitrag wurde am 07.11.2023 erstellt.

René Gräber
René Gräberhttps://www.renegraeber.de
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