Krebs durch Haarfärbemittel? Neue Klage gegen Kosmetikriesen

Es gab sie immer schon, die Befürchtung, dass Haarfärbemittel möglicherweise ein krebserregendes Potential haben könnten. Immerhin ist bekannt, dass Haarfärbemittel zu den Reizstoffen gehören, die Ekzeme auf der Haut verursachen können. [1]

Ein amerikanischer Frisör, bei dem 2023 Blasenkrebs diagnostiziert wurde, verklagt jetzt L’Oreal und 10 weitere Firmen auf Schadensersatz mit der Anklage, deren Haarfärbemittel hätten krebserregende Inhaltsstoffe, die für seinen Blasenkrebs verantwortlich seien.

Der genaue Wortlaut der Anklage lautet wie folgt:

„Corveras Krebsdiagnose war eine direkte und unmittelbare Folge der unangemessen gefährlichen und fehlerhaften Beschaffenheit der Haarfärbeprodukte der Beklagten und der darin enthaltenen Chemikalien“.

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In der Klage wird den Haarfärbemittelherstellern unter anderem vorgeworfen, bei der Forschung, Entwicklung, Prüfung und Verpackung ihrer Produkte „rechtswidriges und fahrlässiges Verhalten“ an den Tag gelegt zu haben.

Der Anwalt Smith ist vor allem für seine Auseinandersetzung mit Johnson & Johnson in einem viel beachteten Rechtsstreit bekannt, in dem er den Konzern angeklagt und behauptete hatte, dass das Babypuder des Konzerns auf Talkumbasis Eierstockkrebs verursache. Die von über 40 Bundesstaaten angestrengten Klagen wegen Babypuder endeten mit einem Vergleich in Höhe von 700 Millionen Dollar. Johnson & Johnson ersetzte 2023 Talkum durch Maisstärke als Hauptbestandteil, räumte aber kein Fehlverhalten ein. Smith sagte, Corvera sei einer von vielen Mandanten, die er in Fällen rund um Haarfärbemittel vertreten wolle. [2]

Für den Anwalt gilt es als erwiesen, dass die Haarfärbemittel Komponenten enthalten, die krebserregend sind. Zu den anderen in der Klage genannten Haarpflegemarken gehören Wella, Clairol, John Paul Mitchell Systems, Joico und All Nutrients – die der Klage zufolge angeblich die Farbstoffe hergestellt haben, die Corvera in seiner 40-jährigen Karriere verwendet hat.

Wie stichhaltig ist die Anschuldigung?

Studien, von denen einige Jahrzehnte zurückreichen, haben ein erhöhtes Krebsrisiko bei Friseuren festgestellt, das auf eine Gruppe schädlicher Chemikalien in Haarfärbemitteln zurückzuführen ist, die gemeinhin als aromatische Amine bezeichnet werden. [3]

„Haarfärbemittel sind voller Karzinogene“, sagte Anne McTiernan, Epidemiologin am Fred Hutchinson Cancer Center in Seattle. „Für Friseure ist dieser Beruf eindeutig problematisch.“

Die Belastung durch Haarfärbemittel könne sowohl durch Einatmen als auch über die Haut erfolgen, sagte sie. Es sei unklar, ob normale Latexhandschuhe Schutz bieten.

Laut der „American Cancer Society“ haben Studien unter Menschen, die beruflich Haarfärbemitteln ausgesetzt waren, ein „geringfügig, aber relativ konstant erhöhtes Risiko für Blasenkrebs“ festgestellt. [4]

Die ersten von Experten begutachteten Studien, die sich mit der Frage beschäftigten, ob Haarfärbemittel Krebs verursachen können, stammen aus den 1970er Jahren. Eine Studie aus dem Jahr 1975 testete rund 170 permanente Haarfärbemittel und stellte fest, dass die überwiegende Mehrheit von ihnen im Laborexperiment das Erbgut von Bakterien veränderte. Dies warf Fragen zu deren krebserregendem Potenzial beim Menschen auf. [5]

Zur gleichen Zeit führte das Nationale Krebsinstitut Routineuntersuchungen auf Inhaltsstoffe und Chemikalien in Haarfärbemitteln an Labortieren durch. Die Ergebnisse zeigten, dass ein Hauptbestandteil von Haarfärbemitteln Krebs verursachte, wenn er an Nagetiere verfüttert wurde.

Zur gleichen Zeit führte das „Nationale Krebsinstitut“ Routineuntersuchungen auf Inhaltsstoffe und Chemikalien in Haarfärbemitteln an Labortieren durch. Die Ergebnisse zeigten, dass ein Hauptbestandteil von Haarfärbemitteln Krebs verursachte, wenn er an Nagetiere verfüttert wurde. [6]

Als Reaktion darauf hat die Kosmetikindustrie laut FDA „Haarfärbemittel auf Kohleteerbasis neu formuliert“, um bestimmte schädliche Chemikalien zu entfernen. Haarfärbemittel auf Kohleteerbasis werden aus Erdöl gewonnen und sind auf dem Markt nicht mehr weit verbreitet. [7]

Eine Folgestudie eines staatlichen Forschungszentrums aus dem Jahr 2003 entdeckte weitere schädliche Chemikalien in kommerziellen Haarfärbemitteln. [8]

Das „National Center for Toxicological Research“, Teil der FDA, wies darauf hin, dass 4-Aminobiphenyl, ein aromatisches Amin, bekannt als 4-ABP, in acht von elf getesteten US-amerikanischen Haarfärbemitteln enthalten war, „in schwarzen, roten und blonden Haarfärbemitteln, aber nicht in braunen Haarfärbemitteln“. Die getesteten Haarfärbemittel stammten sowohl aus Heimfärbesets als auch aus Salonprodukten.

Die Entdeckung von 4-ABP in Haarfärbemitteln war bedeutsam, da es als menschliches Karzinogen bekannt ist und Blasen- und Leberkrebs verursachen kann.

Die Autoren der Studie aus dem Jahr 2003 forderten weitere Forschung, um festzustellen, ob 4-ABP „zum erhöhten Risiko für Blasenkrebs beiträgt, das bei häufigen Haarfärbemitteln berichtet wird“.

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Ein Ende nicht in Sicht

Mehr als 20 Jahre später berichteten ein halbes Dutzend Forscher und Ärzte gegenüber NBC News, dass einige moderne Haarfärbemittel immer noch 4-ABP und andere aromatische Amine enthalten, die aufgrund ihrer Fähigkeit, die DNA zu schädigen, schädlich sind. Aufgrund seiner krebserregenden Wirkung wurde die kommerzielle Produktion von 4-Aminobiphenyl in den USA in den 1950er Jahren eingestellt.

Da fragt man sich, warum dann 4-ABP noch immer in einigen Produkten zu finden ist?

„Diese Produkte enthalten tatsächlich viele giftige Chemikalien“, sagte Adana Llanos, außerordentliche Professorin für Epidemiologie an der Columbia University. „Wie kommt es, dass 4-ABP immer noch in modernen Haarfärbemitteln enthalten ist? Gerade diese und viele andere Chemikalien sollten nicht in Produkten enthalten sein, die für die Menschen leicht zugänglich sind, denn wir wissen, dass sie schädlich und giftig sind.“

Llanos, die sich in ihren Laborforschungen unter anderem auf die Belastung mit Chemikalien in Körperpflegeprodukten konzentriert, erklärte, dass diese speziellen Chemikalien nicht auf dem Produktetikett aufgeführt seien, da sie entweder während des Herstellungsprozesses oder beim Mischen der Farbe mit Wasserstoffperoxid und Farbbeschleuniger im Salon entstehen.

Das komplette Fehlen bundesstaatlicher Vorschriften für Kosmetika führe zu mangelnder Transparenz für den Verbraucher, so Llanos. Und die fehlende Kontrolle für derartige Produkte führt dann zu einschlägigen Problemen.

Das zeigen zahlreiche groß angelegte Vergleichsstudien, die ergeben haben, dass Frisöre aufgrund dieser Chemikalien einem höheren Risiko für Blasenkrebs ausgesetzt sind. In einer Analyse von mehr als 42 früheren Studien aus dem Jahr 2010 stellten deutsche Forscher fest, dass Frisöre ein erhöhtes und statistisch signifikantes Risiko für Blasenkrebs haben, insbesondere wenn sie seit mehr als zehn Jahren im Beruf tätig sind. [9] [10] [11]

„Das ist eine wichtige Information in diesem Zusammenhang: Eine höhere Dosis bedeutet ein erhöhtes Risiko“, sagte Epidemiologe McTiernan.

Basierend auf 2010 veröffentlichten wissenschaftlichen Studien stufte die Krebsforschungsabteilung der Weltgesundheitsorganisation (IARC) den Frisörberuf als „wahrscheinlich krebserregend für den Menschen“ ein und verwies auf „konsistente Hinweise“ auf ein „erhöhtes Risiko“ für Blasenkrebs bei Frisören und Barbieren. Der Bericht der Krebsagentur zu 4-APB beruft sich auf Tierstudien an Hunden, Mäusen und Bakterien sowie experimentelle Studien am Menschen. [12]

Während die Belege für ein Krebsrisiko bei Frisören relativ eindeutig sind, ist über die Gesundheitsrisiken für Frauen, die häufig permanente Haarfärbemittel verwenden, weniger bekannt. Die bisherigen Forschungsergebnisse sind nicht schlüssig.

Alexandra Wright ist leitende Forscherin an den National Institutes of Health (NIH) und forscht zu Brustkrebs. Sie war Co-Autorin der „Sister Study“ aus dem Jahr 2020, die Daten von fast 47.000 Frauen nutzte – die größte Studie ihrer Art – um zu untersuchen, ob ein direkter Zusammenhang zwischen Krebsrisiko und Haarfärbemitteln besteht. [13]

Sie sagte, ihre Studie liefere „starke wissenschaftliche Beweise für den Zusammenhang“ zwischen einem erhöhten Brustkrebsrisiko und der Verwendung permanenter Haarfärbemittel bei Frauen.

Die Studie wies jedoch lediglich auf einen Zusammenhang zwischen hormonell bedingten Krebserkrankungen und der Verwendung von Haarfärbemitteln hin. Sie deutet nicht auf einen kausalen Zusammenhang hin – lediglich darauf, dass beides gleichzeitig auftritt.

Wright stellte fest, dass Frauen, die im Jahr vor der Studienteilnahme regelmäßig permanente Haarfärbemittel verwendeten, ein um 9 % höheres Brustkrebsrisiko hatten als Frauen, die diese Produkte nicht verwendeten. Die Studie ergab, dass Frauen mit dunkler Hautfarbe ein deutlich höheres Risiko hatten – ein um 60 % erhöhtes Risiko im Vergleich zu 8 % bei weißen Frauen.

„Wir haben festgestellt, dass Frauen, die dunklere Haarfärbemittel verwenden, einem deutlich höheren Risiko ausgesetzt sind“, sagte Llanos. Dies liege daran, dass für eine dunklere Pigmentierung eine höhere Konzentration an Chemikalien erforderlich sei.

„Wir wissen, dass schwarze und afroamerikanische Frauen aufgrund ihrer Haarfarbe, insbesondere beim Abdecken grauer Haare, eher zu dunkleren Haarfärbemitteln greifen, um ihre natürliche Haarfarbe zu erreichen. Tatsächlich sind es aber diese dunkleren Farben, die problematischer sind“, fügte Onger hinzu.

Eine im medizinischen Fachjournal „BMJ“ veröffentlichte Studie aus dem Jahr 2020 ergab, dass es keinen positiven Zusammenhang zwischen der persönlichen Verwendung von permanenten Haarfärbemitteln und dem Risiko für die meisten Krebsarten gibt. Laut Studienleiter Yin Zhang wurde ein „etwas erhöhtes Risiko für Basalzellkarzinom, drei Arten von Brustkrebs und Eierstockkrebs beobachtet“. [14]

Fazit

Frisör und Kunden haben keinen gesundheitlichen Nutzen von einer Chemie, die die Haarfarbe verändert. Dazu ist sie auch nicht gemacht worden. Aber ist der Preis, den die „Schönheit“ fordert, für beide nicht etwas zu hoch? Auch wenn noch viele Fragen offen sind, eine Frage kann mit „tödlicher“ Sicherheit beantwortet werden: Gesund ist die Färberei auf keinen Fall!

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Beitragsbild: pixabay.com – artursfoto

Quellen:

[1]     Ekzemarten bei Erwachsenen: Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten
(https://www.yamedo.de/ekzeme/)

[2]     Talkumpuder und Eierstockkrebs: Was Sie unbedingt wissen sollten
(https://www.yamedo.de/talkumpuder-eierstockkrebs/)

[3]     Risk of cancer among hairdressers and related workers: a meta-analysis – PubMed
(https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19755396/)

[4]     Hair Dyes and Cancer Risk | American Cancer Society
(https://www.cancer.org/cancer/risk-prevention/chemicals/hair-dyes.html#:~:text=Bladder%20cancer%3A%20Most%20studies%20of,increase%20in%20bladder%20cancer%20risk.)

[5]     Hair dyes are mutagenic: identification of a variety of mutagenic ingredients – PubMed
(https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/1094469/)

[6]     Cancer Link to Hair Dye Feared – The New York Times
(https://www.nytimes.com/1977/12/15/archives/cancer-link-to-hair-dye-feared-cancerhair-dye-link-is-feared-by-the.html)

[7]     Hair Dyes | FDA
(https://www.fda.gov/cosmetics/cosmetic-products/hair-dyes)

[8]     Identification of aminobiphenyl derivatives in commercial hair dyes – PubMed
(https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/12971805/)

[9]     Elevated bladder cancer risk due to colorants–a statewide case-control study in North Rhine-Westphalia, Germany – PubMed
(https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/18569584/)

[10]   Use of permanent hair dyes and bladder-cancer risk – PubMed
(https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/11251984/)

[11]   Bladder cancer among hairdressers: a meta-analysis – PMC
(https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC2981018/#:~:text=In%20summary%2C%20our%20results%20showed,cannot%20be%20totally%20ruled%20out)

[12]   IARC Publications Website – Some Aromatic Amines, Organic Dyes, and Related Exposures
(https://publications.iarc.fr/117)

[13]   Environmental Factor – January 2020: Permanent hair dye and straighteners may increase breast cancer risk
(https://factor.niehs.nih.gov/2020/1/papers/hair-dye#:~:text=Using%20data%20from%20nearly%2047%2C000,did%20not%20use%20the%20products.)

[14]   Personal use of permanent hair dyes and cancer risk and mortality in US women: prospective cohort study | The BMJ
(https://www.bmj.com/content/370/bmj.m2942)

René Gräber
René Gräber
Seit 1998 bin ich in eigener Naturheilpraxis tätig und begleite seitdem Patienten mit den unterschiedlichsten Beschwerden und Erkrankungen. Der Name dieser Webseite ist dabei mein Motto: Gesundheitliche Aufklärung. Aber die "Gesundheitliche Aufklärung" braucht auch Sie! Ohne GEZ Gebühren und Steuermillionen kämpfen wir gegen Zensur und Abmahnungen. "Gesundheitliche Aufklärung" ist vollkommen unabhängig, überparteilich und kostenfrei (keine Paywall). Wir investieren viel Zeit, Geld und Arbeit, um ihnen Beiträge jenseits des "Medizin-Mainstreams" anbieten zu können. Wir freuen uns daher über jede Unterstützung! Helfen Sie bitte mit! Zum helfen klicken Sie bitte HIER.

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