EU und die erhöhten Acetamiprid-Grenzwerte in Nahrungsmitteln

Acetamiprid ist ein Insektizid, welches zur Klasse der Neonicotinoide gehört. Alle zu dieser Klasse gehörigen Insektizide sind vollkommen synthetisch. Das heißt, dass diese Substanzen nicht in der Natur vorkommen.

Ihr Wirkprinzip beruht auf der Blockierung von spezifischen Rezeptoren in den Nervenzellen, was die Weiterleitung von Nervenreizen unterbindet. Angeblich sollen Neonicotinoide „selektive Nervengifte“ sein, die fast ausschließlich auf die Nervenzellen von Insekten einwirken und weniger auf Nervenzellen von Menschen und Tieren.

Acetamiprid ist also ein „Pflanzenschutzmittel“, welches gegen eine Reihe von Blattläusen eingesetzt wird. Es wird auch im kommerziellen Anbau von Kirschen eingesetzt, um Kirschfruchtfliegen zu bekämpfen. Im Ackerbau findet es ebenfalls gegen eine Reihe von Larven von Schädlingen Verwendung, wie z.B. den Kartoffelkäfer etc.

Blinde Wissenschaft berichtet: „Haben keine Nebenwirkungen gesehen…“

Da Acetamiprid angeblich „selektiv“ nur Nervenzellen von Insekten angreift, dürfte die Substanz keinen Einfluss auf das menschliche Nervensystem ausüben. Dem scheint aber nicht so zu sein.

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Im Jahr 2021 erschien ein Fallbericht[1] aus Sri Lanka, demzufolge ein Mann eine schwere Laktatazidose erlitt, begleitet von Herzmuskelschwäche, hohen Blutzuckerwerten und Verstopfung nach einer ungewollten Einnahme von Acetamiprid. Interessant ist auch, dass es kein Antidot gegen eine Acetamiprid-Vergiftung zu geben scheint.

In 2022 erschien eine Arbeit[2] zur Genotoxizität und histologischen Veränderungen unter Acetamiprid bei Buntbarschen. Hier zeigten sich Veränderungen bei den Erythrozyten der Fische, sowie histologische Veränderungen in den Kiemen, der Leber und der Muskulatur, woraus die Autoren schlossen, dass Acetamiprid bei diesen Fischen ein starkes genotoxisches Potenzial hat, und zudem zu schädlichen Gewebsveränderungen führt.

Kaum zu glauben, aber sehr wahrscheinlich wahr ist die Tatsache, dass es keine wissenschaftlichen Erhebungen zur Frage der Nebenwirkungen und Toxizität beim Menschen zu geben scheint.

Im Jahr 2013 erschien eine Veröffentlichung[3] der EFSA (European Food Safety Authority, die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) zur „wissenschaftlichen Meinung“ in Bezug auf die Neurotoxizität bei der Entwicklung von Irgendwas.

Es wurde im Text von „developmental neurotoxicity“ gesprochen, ohne einen Bezug auf die davon betroffenen Lebewesen zu nehmen und selbige zu benennen.

Und selbst bei dieser oberschwammigen Charakterisierung kam noch heraus, dass die Bestimmung von Grenzwerten für die tägliche Aufnahme der Substanz nicht mit Bestimmtheit festgelegt werden kann, da die dazu angewandten Modelle und in vitro Schätzungen zu viele Schwachpunkte enthielten.

Kein Wunder, wenn man dann Grenzwerte nach Gutdünken mal hoch und mal runter setzen kann, gerade so, wie es den Interessengruppen passt.

Die EU erlaubt mehr

Interessant ist hier ein Beitrag vom BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.), für den es allerdings kein Veröffentlichungsdatum zu geben scheint. Er muss aber um oder nach 2017 erschienen sein, denn er vermerkt, dass Anfang 2017 die erlaubte Menge von Acetamiprid bei Spargel um das 80-fache und bei Schweinefleisch um das 25-fache erhöht wurde.

Der Beitrag bezieht sich auf einen Beitrag[4] ebenfalls vom BUND vom 3. Februar 2017, in dem noch weitere Eckdaten genannt werden. Da wurden die erlaubten Belastungen für Rindfleisch um 900 % erhöht. Ebenfalls 900 % Erhöhung für Leber von Rind und Schwein. Die Belastung der Milch wurde um 300 % erhöht:

eu grenzwerte lebensmittel

Warum macht die EU derartige Grenzwerterhöhungen? Laut BUND-Beitrag reagierte die EU damit auf den Druck von großen Bauernverbänden und der Pestizidindustrie.

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Fazit des BUND:

„Die Regierungen nehmen somit in Kauf, dass unser Essen immer mehr Gift enthalten darf. Drei Neonikotinoide sind seit 2013 wegen ihrer Gefährlichkeit für Bienen bereits teilweise verboten. Der BUND fordert ein umfassendes Verbot aller Neonikotinoide ohne Schlupflöcher.

Die EFSA hatte dazu im Februar 2016 ein Dokument[5] erstellt, wo es um eine „Modifizierung von existierenden maximalen Rückstandsmengen für Acetamiprid bei verschiedenen Anbauprodukten“ ging. Hier wurde folgende Tabelle veröffentlicht, mit den damals geltenden Maximalwerten und den zum Vergleich neuen Maximalwerten:

eu grenzwerte lebensmittel 2

Unschwer ist zu erkennen, dass mit Ausnahme der Aprikosen alle anderen Früchte eine extreme Erhöhung der maximalen Rückstandsmenge erfuhren.

Warum sind Neonicotinoide und Acetamiprid so schädlich?

Diese Substanzen sind extrem toxisch und alles andere als „selektiv“. Denn sie töten unterschiedslos alle Insekten, gleichgültig ob nützlich oder für die Erzeuger weniger nützlich.

Denn was nützlich und schädlich ist wird nicht aus biologischer Sicht getroffen, sondern aus der Sicht von Erzeugern, die mit ihren Monokulturen Insekten anlocken, die ihre Produkte ebenso schätzen wie die menschlichen Abnehmer. Hätten diese Insekten ein Bankkonto, dann würden sie mit Sicherheit nicht als Schädlinge angesehen.

Auch andere Insekten, und hier hört die angebliche Selektivität zumindest was Insekten angeht auf, werden vernichtet, obwohl sie keine Gefahr für die Erzeugerprodukte darstellen, wie zum Beispiel Schmetterlinge, Bienen etc. Viele der Insekten, die eine Bestäuberfunktion ausüben, werden ebenfalls vernichtet, was auf lange Sicht sich auch kontraproduktiv auf die Erzeugerprodukte auswirken dürfte, je nachdem wie die Bestäubung hier erfolgt.

Da diese Chemikalien sogenannte „systemische Pestizide“ sind, gelangen sie in die Pflanzen und damit auch in deren Früchte. Man gibt die Chemikalien in den Boden, wo sie dann von den Wurzeln der Pflanzen aufgenommen werden und so die Pflanze selbst auch vergiften.

Selbstredend verbleibt ein großer Prozentsatz der Chemikalien im Boden und macht diesen toxisch. Über den Regen gelangt die Brühe ins Grundwasser, so dass wir auch dann über das Trinkwasser in den Genuss von Acetamiprid und anderen Neonicotinoiden kommen, selbst wenn wir auf den Verzehr der damit behandelten Früchte verzichten.

Ebenso selbstredend werden über Regen und der Verbreitung in Gewässern die Substanzen ganze Areale großflächig mit diesen Chemikalien verseucht, so dass ganze Ökosysteme hier unter Chemie-Stress geraten. Eine Studie[6] vom August 2015 konnte zeigen, dass 53 % der Wasserproben, die in den gesamten USA erhoben wurden, mit Neonicotinoiden verseucht war.

In allen Untersuchungsgebieten wurde in 63 % der 48 beprobten Bäche mindestens ein Neonicotinoid nachgewiesen.

Neonicotinoide schaden auch einem Großteil der Tierwelt, mit der sie in Berührung kommen. Erst in den letzten Jahren haben Studien Neonicotinoide mit Vogelverlusten[7], dem Zusammenbruch von Fischereien[8] und Geburtsfehlern[9] bei Weißwedelhirschen in Verbindung gebracht, um nur einige Beispiele zu nennen.

Das späte Erwachen der Wissenschaft vom Dornröschenschlaf

Ab dem Jahr 2021 oder 2022 scheint etwas Bewegung in die Wissenschaft gekommen zu sein, wenn es um die wissenschaftliche Beurteilung der Sicherheit von Neonicotinoiden geht.

Eine im Januar 2022 erschienene Arbeit[10] untersuchte die Zusammenhänge zwischen Neonicotinoiden und Insulin und Glukose-Homöostase bei Erwachsenen in den USA. Teilnehmer waren 1381 Erwachsene ohne Diabetes. Gemessen wurden Konzentrationen von Urin von Acetamiprid und anderen Neonicotinoiden. Physiologische gemessene Parameter waren Glucose-Nüchternwerte, Insulin und Hämoglobin A1C.

Resultate: Es traten Ungereimtheiten bei allen gemessenen Parametern auf, die teilweise vom Geschlecht und vom Alter der Teilnehmer beeinflusst wurden. Es zeigte sich bei den verschiedenen Neonicotinoiden kein einheitliches Muster in Bezug auf die Auswirkungen der Parameter, die für Diabetes von Bedeutung waren, außer dass die Ausgangswerte bei allen Teilnehmern nach oben oder nach unten verändert wurden.

Im Februar 2022 erschien eine Arbeit[11], die den Serum-Testosteronspiegel bei Männern, Frauen und Kindern untersuchte. Hier zeigte sich eine Senkung der Testosteronspiegel von knapp 38 %. Die Senkung fiel weniger ausgeprägt aus bei der Analyse der verschiedenen individuellen Neonicotinoide. Aber sie betrug immer noch 25 % bei Acetamiprid.

Zusammenfassend lässt sich sagen, so die Autoren der Arbeit, dass diese Studie mit einer für die US-Bevölkerung repräsentativen Stichprobe die erste ist, die berichtet, dass die Exposition gegenüber Neonicotinoiden mit einem verringerten Serumtestosteronspiegel beim Menschen verbunden ist.

Übergewicht in den USA ist keine Seltenheit, denn im Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten ist alles etwas größer, auch der BMI. Und da scheint die Belastung mit Neonicotinoiden ebenfalls eine Rolle zu spielen, wie die Arbeit[12] von August 2022 zeigte.

Aber es zeigte sich auch hier keine einheitliche Tendenz. Denn Acetamiprid zeigte eine inverse Korrelation, wo höhere Belastungen mit weniger Körpergewicht und einen geringeren BMI verbunden waren. Man könnte fast meinen, dass Acetamiprid den Charakter eines „Schlankheitsmittels“ haben könnte. Allerdings galt dies nur für Frauen. Bei Männern gab es eine positive Korrelation.

Für andere Neonicotinoide galt dies allerdings nicht. Hier gab es positive Korrelationen, wo hohe Rückstände mit Adipositas verknüpft waren.

Schlussfolgerung: Nachweisbare Konzentrationen von Acetamiprid standen in umgekehrtem Zusammenhang mit Adipositas, während die Ergebnisse für 5-Hydroxy-Imidacloprid gemischt waren. Die Ergebnisse deuten auf geschlechtsspezifische Unterschiede hin, auch wenn die Richtungsabhängigkeit des Zusammenhangs nach Geschlecht nicht eindeutig ist.

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Fazit der wissenschaftlichen Diskussion

Es wurde wenig gemacht. Und nachdem die Wissenschaft aus dem Dornröschenschlaf aufgewacht ist, weiß man hier immer noch nicht genau, ob die Neonicotinoide wirklich so unschädlich sind, wie die Interessenverbände sie propagieren. Dies scheint auch daran zu liegen, dass man hier nach Parametern Ausschau hält, die mit der primären Toxizität der Substanzen erst einmal wenig zu tun haben.

Denn wenn man eine neurotoxische Substanz und deren Auswirkung bei Menschen untersucht, wieso konzentriert man sich dann auf einen möglichen Zusammenhang mit Diabetes, Adipositas etc.?

Würde man nicht an erster Stelle eine Studie erwarten, die die neurotoxische Potenz und Wirksamkeit beim Menschen unter die Lupe nimmt? Scheut man sich derartige Studien zu machen, weil man ein niederschmetterndes Ergebnis befürchtet, welches das Aus für diese Chemikalien bedeuten würde und damit den Verlust einer signifikanten Einkommensquelle für die Chemie-Industrie?

Aber „Foodwatch“[13] verlangte im Juli 2023 ein Verbot von Acetamiprid, nachdem die Belastung von Obst und Gemüse mit diesem Pestizid sich in den vergangenen Jahren mehr als verdreifacht habe. Im Jahr 2021 wurden bei 7,4 % aller Lebensmittelproben signifikante Rückstände gefunden.

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Quellen:

Dieser Beitrag wurde am 26.10.2023 erstellt.

René Gräber
René Gräber
Seit 1998 bin ich in eigener Naturheilpraxis tätig und begleite seitdem Patienten mit den unterschiedlichsten Beschwerden und Erkrankungen. Der Name dieser Webseite ist dabei mein Motto: Gesundheitliche Aufklärung. Aber die "Gesundheitliche Aufklärung" braucht auch Sie! Ohne GEZ Gebühren und Steuermillionen kämpfen wir gegen Zensur und Abmahnungen. "Gesundheitliche Aufklärung" ist vollkommen unabhängig, überparteilich und kostenfrei (keine Paywall). Wir investieren viel Zeit, Geld und Arbeit, um ihnen Beiträge jenseits des "Medizin-Mainstreams" anbieten zu können. Wir freuen uns daher über jede Unterstützung! Helfen Sie bitte mit! Zum helfen klicken Sie bitte HIER.

1 Kommentar

  1. Es gab mal Zeiten, da waren im Sommer nach einer Autofahrt von einigen Kilometern Frontscheibe und Kühlergrill voll mit Insekten.
    Seit ca. 30 Jahren hat sich das erledigt. Bienen sind auch nicht mehr viele zu sichten.
    Nachbarn sind ganz angetan von Monsantos Round up für „Unkraut“bekämpfung. Da kann man sich den Mund fusselig reden über die Schädlichkeit, das nutzt nichts. Chemtrails sind auch nur Kondensstreifen … Alles andere ist Verschwörungstheorie.
    Irgendwann hat man es nur noch satt, mit Ignoranten und Hohlköpfen die Lebenszeit, Wissen und Energie zu verschwenden.
    Jeder ist für sich selbst verantwortlich, und nicht für das Leben der anderen – sofern nicht gerade Arzt.

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