Die Priscus Liste von 2022

Die sogenannte PRISCUS-Liste enthält Medikamente, die vor allem bei älteren Menschen öfter zu Nebenwirkungen führen. Leider ist diese Liste noch immer zu wenigen Ärzten bekannt; noch schlimmer: Diese Liste wird zu wenig beachtet. Im folgenden Beitrag gehe ich auf die Liste ein, sowie einige grundsätzliche Probleme der Therapie mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln.

Beginnen wir gleich mit den „harten und bitteren“ Fakten:

Die Schulmedizin ist die dritthäufigste Todesursache, wie ich in einem Beitrag vom Juni 2019 ausgeführt hatte. Die Gründe für diese Tatsache sind vielfältig. Ein Grund dürfte auch sein, dass Fehldiagnosen und dadurch bedingte falsche Behandlungen bzw. Medikationen gerade bei der Behandlung von Senioren eine bedeutsame Rolle spielen dürften:

Nach einer AOK-Untersuchung nehmen über 50 Prozent der Versicherten über 65 Jahren mehr als 5 verschiedene Präparate. Mit einer derartigen Menge an Fremdstoffen sind die die gealterten Entgiftungs- und Ausscheidung-Organe überfordert. Leber und Nieren funktionieren eben nicht mehr so, wie sie früher getan haben.

Deswegen ist bei älteren Menschen die Halbwertszeit der Wirkstoffe höher, wodurch der Spiegel der Chemikalien auf ein Niveau klettert, das viel zu hoch ist. Alleine dadurch nimmt die Wahrscheinlichkeit von Nebenwirkungen zu. Dabei brauchen Senioren eigentlich nur noch geringere Dosierungen als Jüngere, weil der ältere Körper empfindlicher auf die Wirkstoffe reagiert.

Viele Patienten erhalten einige Rezepte doppelt, weil sie zu mehreren Ärzten gehen, die vom Tun der anderen überhaupt nichts wissen. Dann stapeln sich bei den Senioren Präparate verschiedener Produzenten mit denselben Wirkstoffen.

Wenn diese Pharmaka alle eingenommen werden, drohen lebensgefährliche Akutkrisen. Rund 7 Prozent der Patienten in den Notfall-Ambulanzen leiden unter einer Medikamenten-Nebenwirkung. Meistens sind es ältere Menschen.

Manche Medikamente, die nur kurzzeitig genommen werden müssen oder sollten, werden zunächst gut vertagen. Oft kommt es aber vor, dass aus eine Akut-Medikation als Dauerverschreibung weiter läuft. Dann stellen sich mit der Zeit Nebenwirkungen ein, die nicht hätten sein müssen.

Ein ganz großes Problem sind die Beruhigungsmittel für ältere Menschen. Demenz ist oft mit Unruhe und Halluzinationen verbunden, gegen die die Psychopharmaka helfen sollen. Eine Alternative wäre hier eine verstärkte Betreuung, doch welche Klinik und erst recht, welches Seniorenheim, können sich Sitzwachen leisten?

Neben der Dosis und dem Einnahmezeitraum ist natürlich die Eigenschaften des Wirkstoffs ein wichtiges Kriterium zur Einschätzung. Engagierte Mediziner sind das Problem angegangen und haben

Die Priscus-Liste erstellt. das PDF ist das Werk eines Teams der Universität Witten-Herdecke unter der Leitung von Frau Professor Petra Thürmann.

PIM – „potenziell inadäquate Medikation“

Obwohl es die Priscus-Liste bereits seit 2010 gibt (damals gab es nur 83 PIMs), scheint sie bei der Ärzteschaft entweder nicht bekannt zu sein oder aber die Ärzte halten es nicht für nötig, sie zur Kenntnis zu nehmen.

Ein Bericht von „Helsana“[1] aus dem Jahr 2020 sprach in einem Arzneimittelreport davon, dass Patienten der „Spitex“ aufgrund der häufig eingesetzten Mehrfachmedikationen von PIM großen Risiken ausgesetzt seien. „Spitex Schweiz“ ist der nationale Dachverband von Spitex-Kantonalverbänden und weiteren Organisationen für professionelle Pflege und Unterstützung zu Hause.

Laut einer Studie[2] aus dem Jahr 2014 bekamen ca. 20 Prozent der Schweizer Senioren ein Medikament, das laut Liste ein PIM, also ein eher ungeeignetes Medikament ist.

Dieser Bericht aus der Schweiz dürfte ebenfalls repräsentativ für die schulmedizinische Vorgehensweise in Deutschland sein. So vermeldete die Barmer Krankenkasse im Jahr 2016, dass 25 Prozent der über 64-Jährigen mindestens einmal ein PIM verschrieben bekommen hatten. Und bei den über 80-jährigen Frauen waren es sogar 33 Prozent.

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Laut Beitrag vom „Ärzteblatt“[3] von Anfang 2023 waren es im Jahr 2009 in Deutschland 24 Prozent der über 65-Jährigen, die mindestens ein PIM pro Jahr erhalten hatten. Im Jahr 2019 waren es dann nur noch 14,5 Prozent.

Neben den pharmakologischen Besonderheiten der PIM, wo jedes für sich alleine für Unverträglichkeiten und Nebenwirkungen bei den Senioren verantwortlich zu machen ist, gibt es da noch die Wechselwirkungen dieser Substanzen untereinander.

Denn viele der Senioren „benötigen“ mehr als nur ein Medikament, häufig eine ganze Litanei an Pillen gegen Bluthochdruck, Diabetes, hohe Blutfettwerte, Aspirin, um das Blut zu „verdünnen“ etc. Hier können dann weitere böse Überraschungen warten:

2022 wurde die Priscus-Liste überarbeitet und erschien Anfang 2023. [4] In dieser Liste werden inzwischen 177 Wirkstoffe Medikamente für ältere Menschen als PIM eingestuft.

Diese Liste soll den Ärzten helfen, für Senioren eher ungeeignete Medikamente zu vermeiden und nach Alternativen zu suchen. Die Liste selbst führt in den meisten Fällen eine Reihe von möglichen Alternativen auf, zum Teil sogar natürliche Produkte bzw. Produkte aus der Naturmedizin.

Dosis und Dauer der Einnahme werden mehr berücksichtigt

Die neue Liste scheint auch etwas differenzierter zu sein als ihre Vorgängerversion. Es gibt also keine strikte Trennung in PIM oder nicht-PIM. Vielmehr kann ein Medikament erst ab einer bestimmten Einnahmedauer zum PIM werden. Beispiel Magensäureblocker: Hier gilt eine Einnahmedauer von mehr als acht Wochen als nicht empfehlenswert = PIM.

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Loperamid, ein Mittel gegen Durchfall, wird bereits nach drei Tagen und einer Dosierung von über zwölf Milligramm pro Tag zum PIM.

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Ibuprofen ist ein altbekanntes und „beliebtes“ Schmerzmittel. Auch hier sehen die Empfehlungen jetzt etwas differenzierter aus:

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Die Dosierung soll also dreimal 400 Milligramm täglich nicht überschreiten. Und die Therapiedauer sollte maximal eine Woche umfassen. Bei einer Anwendung von bis zu acht Wochen sollte die Dosis von 1,2 g täglich mit der Gabe eine Protonenpumpen-hemme (PPI) begleitet werden.

Die Empfehlung, PPIs zur Vorbeugung von Nebenwirkungen ist bei einigen Medikamenten der neuen Prsicus-Liste zu finden. Auch wenn dies bedenklich ist, so ist die Medikation des Säureblockers grundsätzlich auf zwei Monate begrenzt.

Interessant ist, dass Ginkgo[5] als PIM eingestuft wurde. Aber hier scheint das letzte Wort noch nicht gesprochen worden zu sein:

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Natürliche Substanzen, die für verschiedene Indikationen als Alternative empfohlen werden, sind zum Beispiel Baldrian, Melatonin etc.

Wenig Eingang in diese Liste hat der Bereich der nicht-medikamentösen Therapien gefunden, wie zum Beispiel kognitive Verhaltenstherapien bei Schlafstörungen oder Entspannungsübungen etc. als geeignete Alternative zu den sonst üblichen Pharmaka.

Was tun, wenn mein Medikament in dieser Liste ist?

Das eigenmächtige Absetzen einer vom Hausarzt eingeleiteten Medikation ist nie eine gute Idee. Denn auch das Absetzen kann mit zum Teil beträchtlichen Nebenwirkungen verbunden sein, so widersinnig dies auch klingen mag.

Gerade nach einer Langzeittherapie ist das plötzliche Absetzen von Medikamenten mit physiologischen Reaktionen verbunden, da der Organismus sich an das Medikament gewöhnt hat und sich nun umstellen muss. Häufig kommt es zu einem sogenannten „Rebound-Effekt“, wo dann genau das verstärkt eintritt, was das Medikament bislang hat unterdrücken können.

Zum Beispiel bei Blutdruckmitteln ein erhöhter Blutdruck bis hin zur hypertensiven Krise. Oder bei Magensäureblockern eine Überproduktion von Magensäure. Oder bei Schlafmitteln Schlaflosigkeit oder sogar Entzugssymptomen mit Halluzinationen, Krämpfen, Verwirrtheit etc.

Von daher ist es hier mehr als ratsam, das Absetzen oder die Umstellung auf ein anderes Medikament nur in Absprache mit seinem Arzt durchzuführen. Denn eine Umstellung dauert über einen längeren Zeitraum, manchmal sogar Monate, in Abhängigkeit von den pharmakologischen Eigenschaften der jeweiligen Substanz.

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Quellen:

Dieser Beitrag wurde am 05.05.2023 erstellt und letztmalig am 19.08.2024 aktualisiert.

René Gräber
René Gräberhttps://www.renegraeber.de
Seit 1998 bin ich in eigener Naturheilpraxis tätig und begleite seitdem Patienten mit den unterschiedlichsten Beschwerden und Erkrankungen. Der Name dieser Webseite ist dabei mein Motto: Gesundheitliche Aufklärung. Aber die "Gesundheitliche Aufklärung" braucht auch Sie! Ohne GEZ Gebühren und Steuermillionen kämpfen wir gegen Zensur und Abmahnungen. "Gesundheitliche Aufklärung" ist vollkommen unabhängig, überparteilich und kostenfrei (keine Paywall). Wir investieren viel Zeit, Geld und Arbeit, um ihnen Beiträge jenseits des "Medizin-Mainstreams" anbieten zu können. Wir freuen uns daher über jede Unterstützung! Helfen Sie bitte mit! Zum helfen klicken Sie bitte HIER.

5 Kommentare

  1. Hallo, der Link unter „Quelle 4“ führt nur auf die Überschrift „Priscus-Liste 2.0“ und den Hinweis
    : https://www.priscus2-0.de/fileadmin/media/PRISCUS_2/PRISCUS%202_Liste_Anhang_in_DE_nicht_verfuegbare.pdf
    Wo bekomme ich nun die vollständige Liste 🤔?
    Beste Grüße und großen Dank für Ihre aufklärenden Beiträge 🥰

    Antwort René Gräber:
    Der Link und das Dokument stimmt. Einfach weiter nach unten scrollen. Das Dokument hat 66 Seiten.

  2. Danke Herr Gräber,
    Ich lese sehr gerne Ihre Berichte und verdanke mich so arg bei Ihnen .Verfolge Sie schon etliche Jahre ,hatte Sie auch nal angeschrieben zwecks meiner Nesselsucht etc…….Ich habe Sie in Griff soweit,und lebe vegan seid Jahren und siehe kein Schub mehr.

    Ich hätte auch gerne die Liste .
    Schade, das Sie hier nicht in der Nähe sind.
    Solche HP gibt es hier im Umkreis leider, keine so gute ,oder sagemal So mit so Erfahrungswerte wie Sue sich erlernt haben. Hut ab , Sie sind einfach so toll.

    herzliche Grüsse
    irmy Kerschbaum

  3. Hallo, ich heiße Jürgen, bin 67 Jahre, hatte vor 3 Jahren 2 kleine ischämische Schlaganfälle. Ich bin Sportler seit 60 Jahren und bin wieder fit. Ich muß nur die Xarelto nehmen als Blutverdünner. Mein Freund Prof. Dirk H. hat mich gebeten, unbedingt die Tablette zunehmen. Statine und Betablocker habe ich abgelehnt. Ich esse viel Gemüse und Obst, wie Ingwer, Zitrone, Knoblauch, Petersilie, 3 Nelken, Apfelessig mit Honig, Tee, 1 Tasse Kaffee schwarz, eine Handvoll Nüsse und 2Datteln, 1 Feige , eine trockene Pfirsich. Jeden Tag ein Ei und sonst koche ich selber mit Fisch, Pute, Brokkoli, Spinat,Grünkohl, Kohlrabi. Olivenöl wird zum Salat und zum Kochen.
    Jeden Tag Sport mit Gymnastik, Kniebeugen, Liegestütze am Fensterbrett, Muskelbelastungen und Mittwochs und Freitags Fußballtraining. Muß ich wirklich Xarelto nehmen und mir Sorgen zwecks Demenz zu bekommen. Gruß Jürgen

    Antwort René Gräber:
    Flappsige Antwort: Nein, müssen Sie nicht, denn niemand zwnigt Sie dazu. Ihr Freund hat es nur empfohlen und Sie haben entschieden es zu nehmen. Gut – das ist jetzt keine wirkliche Antwort… In der Praxis prüfe ich Folgendes:
    Warum kam es zu diesen ischämischen Anfällen? Wie sehen die Gefäße aus -> Ultraschall der Halsschlagader und Aorta anfertigen lassen.
    Das Blut sehe ich mir im Dunkelfeld an. Testung des Säure Basen Haushalts.
    Danach gebe ich für die Patienten eine Empfehlung ab. Pauschla würde ich das nicht beantworten wollen.

  4. Hallo, ich habe eigentlich nur eine Frage
    hatte mich schon länger zum Newsletter angemeldet und auch schon bekommen aber seit einiger Zeit bekomme ich leider keinen mehr.
    Liebe Grüße

    Antwort René Gräber:
    Hm… das ist in der Tat ein Problem der Provider die entscheiden was zugestellt wird und was nicht.
    Ich versende über zwei Anbieter und prüfe gleich mal ob ich Sie dort hinzufügen kann.

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